Auszug aus dem Roman „Dystopie“.
Jegliche Handlungen und Personen sind fiktiv. Sie können jedoch Orte umfassen, die Du durchaus besuchen kannst und es mag sogar sein, dass Du Dich mit den Handelnden identifizierst oder meinst, dass sie Dich an jemanden erinnern. So ist das mit Fiktionen schon immer gewesen. Einige bekommen sogar Angst ob der fiktiv dargestellten Situationen und einige meinen sogar, sich selbst in bestimmten Szenen zu erkennen und sind folglich empört.
Dystopische Transformation
Tschej Pi hatte wieder einen Traum. In seinen Träumen vermischten sich seit dem Geschehnis oftmals Bilder, die ihn an die Zeit davor erinnerten. Meist gab er sich alle Mühe, diese Träume immer solange wie möglich weiterzuträumen, denn immer wieder erlebte er dadurch Überraschungsmomente, denn die zeitliche Indifferenz spielt bekanntlich in unseren Träumen immer wieder eine bedeutsame Rolle. DAs Durchmischen verschiedener Bilder aus unterschiedlichen wirklichen Erlebnisse in Kombination mit den oft surreal veränderten Örtlichkeiten bedeutete ihm viel, denn er schöpfte daraus oftmals Impulse für seinen Tag.
Der ehemalige Strafrichter ging wie jeden Morgen mit seinem Kangal spazieren und wir trafen uns einmal mehr an den Lübbensteinen.
Sein Hund ist ein aussergewöhnlich treuer und braver Hund und wann immer er jemanden auf sein Herrchen zukommen sieht, stellt er sich schützend zwischen dem Ankömmling und sein Herrchen. Ich liebe diesen Hund und werde mir dereinst auch so einen Hund zulegen, denn ich liebe diese schweigende Schutzeigenschaft dieser Rasse wirklich sehr.
Nachdem er ihn zu sich gerufen hat und damit signalisiert, es besteht keine Gefahr, mein Guter, setze ich mich neben ihn und zeige ihm meine Freude und meinen Respekt, denn der ehemalige Richter ist ein respektvoller Mann.
Wir schauen gemeinsam schweigend in die Ferne. Das machen wir immer so wenn wir uns treffen. Die non-verbale Kommunikation ist etwas, das uns über die Jahre gesehen zu Freunden machte. Ich kenne es und ich schätze es sehr. Wir schauen den Vögeln zu, wie sie an uns vorbeifliegen. Wir hören die Geräusche der nahen Stadt und Wind fährt uns durchs Haar. Ja, wir mögen es beide, so den Moment aufzunehmen.
Was hälst Du von den momentan kolportierten Repressionsmaßnahmen der Bundesregierung?
Schweigen.
Kangal schaut mich an und ich spüre, dass er mir eine Antwort geben will. Der Richter streicht ihm durchs Fell und er legt sich wieder ab.
Bundesregierung?! Nur bedingt richtig. Es sind die Pläne eines verfassungsrechtlich nicht vorgesehenen und somit auch rechtlich angreifbaren Gremiums von Bundeskanzlerin und Ministerpräsident:innen. Diesem selbsternannten und sich selbst inszenierenden Führungszirkels muß niemand Folge leisten. Es bedarf der parlamentarischen Beteiligung und damit Kontrolle. Wer also in den administrativen Systemen diesen Verlautbarungen Folge leistet, ohne dass es parlamentarische Beschlüsse dazu gibt, handelt meiner Auffassung nach ggf. sogar grob fahrlässig mit allen daraus ableitbaren rechtlichen Konsequenzen.
Ich schlucke! Wenn er etwas zu rechtlichen Begebenheiten äussert, dann hat das immer schon Hand und Fuss und ich frage nicht weiter nach. Er hat sein Urteil gesprochen. Ich schaue ihn von der Seite an und er mich. Wir lächeln und schauen wieder in die Ferne.
Nächste Frage, Euer Ehren!
Was ist eine Infektion?
Er schaut wieder zum Horizont, räuspert sich und holt tief Luft bevor er ansetzt.
Mein Guter. Ich spüre, dass Du wie immer sehr intensiv denkst und Dich wunderst. Das mag ich an Dir und dass Du als Geowissenschaftler mich als Juristen immer und immer wieder lehrst, wie das Leben organisiert ist.
Zu Deiner Frage – schaue in §2 InfSG.
Zitat: Infektion ist die Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus.
Bevor Du nachfragst, lasse es mich noch etwas vertiefen, denn ich ahne, in welcher Richtung Deine Begehr´ausgerichtet zu sein scheint.
Ich lächle und streichele Kangal, der zufrieden und leise knurrend mein kleine Aufmerksamkeit gutheisst.
Wie wird eine Infektion nachgewiesen? Richtig?
Ich nicke und er schaut einfach geradeaus.
Hier schauen wir beim RKI und finden dort in etwas folgende Aussage. Gemäß § 7 (Abs.1) IfSG sind der direkte und indirekte Nachweis von SARS-CoV-2 meldepflichtig, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Und ich und auch das RKI sagen „akut“!
Im Vordergrund steht der direkte Erregernachweis.
Ich will schon ansetzen zur nächsten Frage. Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und deutet mir damit an, abzuwarten. Also warte ich.
Mit den derzeit am Markt befindlichen serologischen Tests kann bei einmaliger Untersuchung NICHT ausreichend sicher festgestellt werden, ob eine akute Infektion vorliegt. Sollte im Rahmen einer Untersuchungsserie bei einer Person eine Serokonversion oder eine deutliche Titerzunahme für IgG- oder Gesamt-Antikörper in demselben Testverfahren festgestellt werden (Abstand der beiden Tests maximal 30 Tage), kann dies insbesondere bei entsprechender Symptomatik auf eine akute Infektion hinweisen, so das RKI dazu
Der einmalige Nachweis von IgM (oder IgA) lässt nicht sicher auf eine akute Infektion schließen. Die Bewertung, ob der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist, muss unter Berücksichtigung der Eigenschaften der jeweils verwendeten Tests, ggf. durchgeführten Voruntersuchungen und anamnestischen Angaben durch das diagnostizierende Labor im Rahmen des laborärztlichen Befundes erfolgen.
Darf ich?
Ja.
Git es also Unterschiede in der Bewertung von Nachweisen auf molekularer und symptomatischer Ebene.
Du bist wirklich gut, mein Lieber, entgegnet er mir.
Ja, den gibt es. Und er hat erhebliche rechtliche Folgewirkungen. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen infiziert (wohlgemerkt auf molekularer Grundlage) und infektiös (wohlgemerkt auf symptomatischer Grundlage).
Deswegen müsste ja auch mehrfach getestet werden und vor allem bei klarer Befundung durch Ärzte, dass eine Symptomatik erkennbar ist. Zur Zeit wird nach meinem Wissen lediglich einmal getestet und zwar mit dem PCR-Test. Inzwischen wird sogara öffentlich kolportiert, dass die Laborkapazitäten nicht ausreichend seien und dennoch wird aus dem einmaligen molekularen Nachweis ein Maßnahmenkatalog abgeleitet, der tief in die Grundrechte jedes Bürgers eingreifen können.
Ich muß laut ausatmen und will gerade zu nächsten Frage ansetzen.
Und es ist mehr als verfassungsrechtlich fragwürdig, ob aus den PCR-Testergebnissen die inzwischen parlamentarisch mehrheitlich beschlossenen Maßnahmen ableitbar sind, denn diese beruhen auf den reinen PCR-Testergebnissen, die eben nicht nachweisen, dass ein Mensch infektiös ist.
Um nachzuweisen ob ein ifizierter Mensch infektiös ist, dafür gibt es vorgeschriebene und international standardisierte Laborverfahren.
Eine Infizierung auf molekularer Grundlage nachgewiesen, reicht m. E. nicht.
Und bevor Du jetzt gleich weiterfragst, das werden alsbald nicht nur die Gerichte zu klären haben – wenn es dann nicht zu spät ist für Millionen von arbeitenden Menschen, denn ihre Einkommensgrundlagen werden bereits jetzt zerstört.
Ich lächele und erweitere seinen Satz spontan.
Es wird auch durch Aufklärung erreicht. Und nicht durch repressive, völlig überzogene polizeiliche und andere Exekutiv-Massnahmen, die aus den o.a. Paragraphen des IFSG abgleitet und gerechtfertigt werden.
Weisst Du was? Ich bin wütend. Wirklich wütend, denn schau Dir alleine die Quarantäneszenerie in unserem Landkreis an.
Der Richter seufzt und zündet sich eine Zigarette an, nicht ohne auch mir eine anzubieten.
Den Rauch inhalierend sitzen wir schweigsam nebeneinander und schauen einem Trupp ziehender Gäänse zu, wie sie Richtung Westen mit lauten Gänsemelodien über und hinwegziehen. Kangal schaut ebenfalls zu und leckt sich die Lefzen.
Wir lachen. So ein Gäsenbraten hätte ´was, oder?
Die Frau des Richters ist leider unlängst von uns gegangen und ich beschliesse, ihn bald einzuladen zu einem Gänsebraten, guter Musik, wohlschmeckendem Wein und natürlich unseren Schweigeminuten bei einem Glas Whisky.
Den tiefen Zug an der Zigaretten ausatmend
Werte Befehlsausführende, es könnte sein, dass jede einzelne Maßnahme „bewertet“ wird und die Schadensverursacher:innen können sich nicht mit „Wusste ich nicht“ herausreden, denn sie sind voll haftbar für die von ihnen warum auch immer, aber vor allem aufgrund der Befehle von oben, ausgeführten Massnahmen.
DAs hast Du genau richtig zum Ausdruck gebracht.
Wenn ich die Konsequenzen der ausschließlich auf einmaligen PCR-Test und einer geradezu nazistischen Kontaktverfolgungsmaschinerie genau betrachte, dann gebe ich Dir Recht. Es sind haltlose und proklamatische und vor allem unsere Gesellschaft zerstörende Maßnahmen. Und da das mit Vorsatz passiert, sind die handelnden und ausführenden Ebenen voll haftbar zu machen.
Kennst Du das All-inkl.-Angebot der Hotelketten „Gulaggi“.
Nein, erzähl mir davon.
Nun, ganztägig Aufenthalt im Freien. Hunderte Kilometer keine Menschenseele, geschweige denn Siedlungen. Der frische Duft der Tundra oder Taiga. Nur freudliche Männer oder eben Frauen um Dich herum, die alle sehr interessiert sind an Deinen körperlichen Ausstattungen. Myriaden von blutsaugenden Mücken im Sommer, Eiseskälte im langen Winter und vor allem viel frische Luft.
Der Richter lacht und krault seinen Hund.
Klingt sehr sympathisch. Ich kenne viele Befehlsausführende, wie Du sie nennst, für die wäre das sicherlich ein sehr gutes Arrangement. Man kann lange schweigend sitzen und denken oder den Moment fühlen.
Sind wir jetzt infiziert?
Wir lachen und erheben uns.
Als wir zur Straße kommen, sehen wir mehrere Polizeitransporter an uns vorbeifahren.